Ehm. Klosterkirche in Münchaurach

Die romanische Pfeilerbasilika Hirsauer Schule erhielt einen gotischen Chor, wurde barockisiert, reromanisiert mit einer grellfarbigen Ausmalung und anschließend weiß gefasst. Da keine auswertbaren Befunde vor dem Historismus zu gewinnen sind, versuchten wir eine angemessene Raumfassung als Rendering zu erarbeiten.

Zahlen und Fakten

  • Bauvorhaben: Inneninstandsetzung 
  • Baujahr: ca. 1130/ ca. 1420/ ca. 1700/1893
  • Bauherr: Staatliches Hochbauamt Erlangen-Nürnberg
  • Projektzeitraum: 2009-2011
  • Bausumme: auf Anfrage
  • Leistungen: LPH 1-9 nach HOAI
  • Durchführung: Keim Architekten

Die Fertigstellung

Der Vorzustand

Historischer Zustand

Die Klosterkirche wurde um 1130 errichtet, der Chor anstelle des früheren Dreiapsidenschlusses wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts neu errichtet, auch der Turm und die Querhauseinwölbung wurden dabei neu erbaut. Die Kirche muss mehreren Verwüstungen standhalten, sowohl dem Bauernkrieg im 16. Jahrhundert, als auch dem Dreißigjährigen Krieg. Eine purifizierende Restaurierung erfolgte gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Damit zählt die Kirche mit zu den ältesten Gotteshäusern Frankens.

Das Benediktinerkloster wurde von Graf Goswin von Höchstadt, seinem Sohn Herrmann Pfalzgraf zu Rhein und dem Bamberger Bischof Otto gestiftet und mit Besitzungen und Abgabenrechten ausgestattet. Neben der Kirche befanden sich drei Konventsgebäude, in denen der Abt und die Mönche lebten. Die Kirche und die drei Wohngebäude umschlossen einen Innenhof mit Kreuzgang und Brunnen. Von diesen Gebäuden ist heute nur noch das Pfarrhaus erhalten. Um den Klosterbereich reihten sich weitere Häuser und Wirtschaftsgebäude, die der Versorgung des Klosters dienten.

Vergleich Rendering und Ausführung 

Die Inneninstandsetzung 

Die Arbeiten für die Inneninstandsetzung haben mit dem Einbau der Pelletsheizung ab Oktober 2011 begonnen. Der Einbau der Heizung war bis Mitte Dezember soweit abgeschlossen, dass über Weihnachten das Pfarr- und das Gemeindehaus mit der neuen Heizung ohne Probleme geheizt werden konnte. Als Vorbereitung für die Innensanierung wurden die Bänke in der Adventszeit von Gemeindemitgliedern in Zusammenarbeit mit dem Holzrestaurator Norbert Lenk fachgerecht ausgebaut und zwischengelagert. Während der Weihnachtszeit wurde die Möblierung mit Stühlen getestet. Der Mittelgang konnte aufgrund der noch vorhandenen Holzpodeste nicht so breit gehalten werden, wie dies nach dem Ausbau der Podeste möglich ist. Ende Januar wurde durch den Kirchenvorstand die Entscheidung getroffen, dass nach der Inneninstandsetzung die Bänke nicht wieder eingebaut werden sollten, sondern dass der Kirchenraum bestuhlt wird. Diese Entscheidung hat sowohl Auswirkungen auf den Bodenbelag als auch auf die Wandfassung. Der Kirchenvorstand hat sich einstimmig für einen roten Tonboden entschieden. Ende Januar 2012 wurde mit einem Hubsteiger partiell die Holzdecke des Mittelschiffes, sowie die Holzdecken der Seitenschiffe begutachtet. Dabei wurde festgestellt, dass die Decke im Jahrhundert farblich gefasst war, da noch kleinste Fassungsreste vorhanden sind. Die Fassung wurde bei der Restaurierung 1968 abgenommen. Ab Februar wurden vorbereitende Maßnahmen wie der Ausbau der Orgelpfeifen und staubdichtes Einpacken des Orgelgehäuses ausgeführt. Die Restaurierung der ausgebauten Orgelteile in der Werkstatt hat schon begonnen.

Zu Beginn der Rückbauarbeiten in der Kirche Mitte März 2012 wurden als aller erstes die Ausstattungsgegenstände ausgebaut und zur Restaurierung in die Werkstatt des Holzrestaurators gebracht. Die nicht transportablen Ausstattungsgegenstände, wie Hochaltar und Kanzeldeckel wurden eingehaust. Beim Ausbau des Speisaltars wurde ein steinerner Altar entdeckt. Der Speisaltar des 19.Jahrhunderts war nur eine Verkleidung, der einen älteren Altar im Stil der damaligen Zeit verkleidet. Da die Holzverkleidung mit Abstand um den Altar gebaut war, war dies vorab durch eine Perkussionsprobe nicht festzustellen. Nach Recherche durch den zuständigen Gebietsreferenten des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Herrn Wenderoth, nimmt man an, dass der Altar der Martinsaltar für die Morgenmesse des Konvents gewesen sein muss. Dieser Altar wäre somit ein Überrest des Klosterlebens und hätte die Reformation überdauert. Es ist geplant, den wohl mittelalterlichen Altar für die Gottesdienste zu nutzen. Nach dem Abbau der Kanzeltreppe im Bereich der Treppenwange ist noch die originale Wandfassung von 1893 zum Vorschein gekommen. An der Wand hinter dem Opferstock wurden sogar wohl noch mittelalterliche Wandfassungen entdeckt. Danach wurde der alte Bodenbelag aus den Sandsteinplatten des 19. Jahrhunderts und Solnhofener Platten der 1960er rückgebaut. Beide Schichten konnten wegen der Salzbelastung nicht weiterverwendet werden. Im Vorfeld der Arbeiten wurde bereits vor der Planung eine Sondage erstellt um Kenntnisse über den bestehenden Bodenaufbau zu erhalten. Es hat sich bei den Rückbauarbeiten herausgestellt, dass diese Sondage in dem bereits gestörten Bereich erfolgt ist und dass in großen Teilen der Seitenschiffe ein romanischer Gipsestrich erhalten ist, der teilweise oberhalb der geplanten Schicht liegt, die rückgebaut werden sollte. Der Gipsestrich ist ein sensationeller Fund, da es in Bayern nur einen weiteren bekannten Gipsestrich aus dem 12. Jahrhundert gibt. Es sind leider nur Fragmente erhalten, aber man kann daraus erahnen, wie reich der Boden gestaltet war. In den frischen Gips wurden Rillen geritzt, die mit rotem und schwarzem Ziegelmehl gefüllt wurden. Teile von Tieren, Spruchbändern, Figuren und Kreisen der theologischen Darstellung sind noch sichtbar. Der Estrich ist bauzeitlich und hat sich über 850 Jahre in Resten erhalten. Der Fußboden wurde durch Archäologen dokumentiert. Dies hatte für die Bauzeit zur Folge, dass während der Dokumentation die weiteren Arbeiten ruhen mussten. Der geplante Fußbodenaufbau musste abgeändert werden, da die für den neuen Fußbodenaufbau zur Verfügung stehende Höhe geringer ist als bisher geplant und der romanische Gipsestrich erhalten bleiben soll. Dieser wurde sorgsam wieder mit einer Sandschicht bedeckt und ist so für die Nachwelt erhalten. Es wurde auch westlich der Kanzel eine Gruft einer Klosterverwalterfamilie gefunden. Laut Archivalien sollte diese Gruft 1893 verfüllt worden sein, was jedoch nicht der Fall war. Die Gruft wurde mit einer Stahlplatte überdeckt. Im Heizungskeller von 1939, der sich im südlichen Querschiff befand, wurde der stählerne Ofen ausgebaut und der Keller wurde verfüllt. Ab Mitte Juni waren die Archäologen mit den Arbeiten fertig und die übrigen Arbeiten konnten weitergeführt werden. Es wurde eine Sauberkeitsschicht eingebracht. Im Chor und der Sakristei wurde darauf Foamglasdämmung und darauf Gussasphaltestrich eingebracht. An den Wänden wurde der neuzeitliche Sockelputz der 1960er Jahre abgenommen und in diesem Bereich wurden an den Wänden Temperierungsleitungen verlegt. Ebenfalls wurden neue Elektroleitungen im Sockelbereich verlegt. Der Sockel wurde dann mit einem Kalkputz neu verputzt. Vor dem Verputzen des Sockels wurde die Temperierung der Kirchenwände an die Pelletheizung im Pfarrhaus angeschlossen.

Nach der Gerüststellung im August haben die Kirchenmaler die Wand- und Gewölbeflächen gereinigt und mit einem warmen Weißton gestrichen. Zuvor wurden die Risse im Putz der Wände und Gewölbe geschlossen. Es werden jedoch nach einer Weile wieder feine Risse an der Wand und den Gewölben auftreten, da sich die Kirche bewegt. Um festzustellen, ob und wie sich die verschiedenen Kirchenteile zueinander bewegen, wurden die Messpunkte, die während der Malerarbeiten demontiert waren, wieder montiert. Die Fassungen der Schlusssteine von 1893 wurden durch den Restaurator - Herrn Holter - freigelegt. Die Goldfassung war in einem erstaunlich guten Zustand, so dass diese nur kleinteilig retuschiert werden musste. Bei den Freilegungsarbeiten wurde auch festgestellt, dass die Schlusssteine goldene Strahlen auf den Rippenbögen hatten. Diese waren auch gut erhalten, so dass eine Reinigung und kleinteilige Ergänzungen ausreichend waren. Der Rotton der Architekturgliederung wurde mit dem Denkmalpfleger abgestimmt. Der Kirchenvorstand hat sich für die farbliche Fassung der Arkadenbögen ausgesprochen und diese wurde so ausgeführt. Parallel zu den Kirchenmalern waren die Glasrestauratoren an der Arbeit. Die Gläser der Fenster wurden von innen gereinigt, gesprungene Gläser geklebt. Ein Glasfeld musste ausgetauscht werden, weil das Bleinetz nicht mehr zu erhalten war. Glasscheiben mit Fehlstrukturen wurden ausgetauscht und die Lüftungsflügel wieder gangbar gemacht. Das einzige Glasfeld aus dem 16. Jahrhundert, welches sich im nördlichen Apsisfenster des Chors befindet, hat eine Fehlstelle aufgewiesen. Dieses Feld wurde in vereinfachter Form rekonstruiert, so dass man von nahem sieht, dass dies eine Ergänzung ist, aber von weiten das Gesamtbild wieder eine Einheit darstellt. Die Holzdecken wurden gereinigt und für die Deckenstrahler die Bohrungen in den Decken und Gewölben ausgeführt. Die Strahler in den Obergadenfenstern und in den Decken wurden montiert. Den Epitaphen wurden durch den Natursteinrestaurator gereinigt und entsalzt. An den Säulenbasen wurden schadhafte Ergänzungen abgenommen. Die Fehlstellen wurden mit Steinersatzmasse ergänzt. Das Gerüst wurde dann einschließlich der Einhausung des Hochaltars wieder abgebaut. Der Holzrestaurator hat die Kanzel restauriert und wieder in die Kirche transportiert. Die Baustellentüre am Westportal wurde rückgebaut und das Westportal wurde nach der Überarbeitung in der Werkstatt des Holzrestaurators wieder eingebaut. Der historisch bedeutsame Gipsestrich des 12. Jahrhunderts wurde eingesandet, darauf die Abdichtungsbahn eingebracht und auf dieser Ebene die Elektro-Bodenleitungen verlegt, anschließend die Bodendämmung. Auf diese wurden die Temperierungsleitungen verlegt und darauf die Tonbodenplatten. Zwei Säulen mussten im Fundamentbereich statisch ertüchtigt werden. Parallel zum Bodeneinbau wurden die Türen überarbeitet, so dass diese dichter schließen.