Das Geburtshaus von Ludwig Erhard ist zu einem Museum umgebaut worden und wird gemeinsam mit einem (von einem anderen Architektenkollegen geplanten) Neubau als ein Dokumentations-, Begegnungs- und Forschungszentrum genutzt.
Um sich mit der Lebensleistung und dem geistigen Erbe von Ludwig Erhard, einer der Gründerväter der Bundesrepublik Deutschland, Bundeswirtschaftsminister und zweiter Bundeskanzler der jungen Republik auseinanderzusetzten hat die Stadt Fürth sein Geburtshaus zur Verfügung gestellt. Das Museum präsentiert eine 1200 Quadratmeter große Dauerausstellung, die im Geburtshaus in der ehemaligen Wohnung der Eltern und Großeltern Erhards beginnt, im Neubau weitergeführt wird und in einem interaktiven digitalen Zukunftsraum endet.
Maßgeblich für die anstehende Sanierung des Gebäudes und seiner Raumschalen ist das Erscheinungsbild des Hauses zu Zeiten Ludwig Erhards, des angehenden 20. Jahrhunderts bis in die späten 1920er Jahre.
Der Bereich der Bibliothek im Zwischenbau hat als Lese-, Lern- und Arbeitsort neutrale Raumschalen erhalten. Das zur Lastabtragung erforderliche Skelett wird als „Tragendes Bibliotheksregal" ausgebildet. Regale und Tische bilden feste Einbauten.
Auch die Gestaltung der Verwaltungsräume ist neutral erfolgt. Hier waren einzelne Räume bereits ausgebaut. Der große Besprechungsraum im Dachgeschoss ist raumhaltig ausgebaut. Dazu wurde die Kehlbalkenlage freigelegt und der Dachraum bis zum First geöffnet.
Zuerst wurde der Altbau durch ein Ingenieurbüro mittels 3D-Laserscanning verformungsgerecht erfasst und in digitalen Plänen dargestellt. Die Gebäude bildeten, zusammen mit der Innenhofbebauung, wohl schon früh eine bauliche Einheit unter gemeinsamen Besitzverhältnissen. Von den ursprünglich zwei langgestreckten Nebengebäuden hat sich das nordwestliche erhalten. Sein Pendant an der südöstlichen Grundstücksgrenze wurde 1984 zur Aufweitung des Innenhofes abgebrochen.
Die Gebäude wurden voraussichtlich im 18. Jahrhundert als zweigeschossige Fachwerkbauten errichtet. Eventuell werden dabei Teile eines schmäleren Vorgängerbaus integriert. 1853 wurde das Vorderhaus unter Jakob Rietheimer aufgestockt und spätklassizistisch umgebaut. Die Versteinerung ehemaligen Fachwerkfassade fällt eventuell ebenfalls in diese Zeit. Die streng regelmäßige Anordnung der Fensterachsen nimmt wenig Rücksicht auf die innere Struktur des Hauses. Die gusseiserne Ladenfront entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wohl auf Veranlassung der Familie Erhard. Die Gestaltung erfolgte im Stil der Neo-Renaissance. Das Gebäude blieb bis 1929 im Familienbesitz. In den 1980er Jahren wurde das Gebäude (zusammen mit dem angrenzenden Zwischenbau und den Haus Gartenstraße 6) durch das Evangelische Siedlungswerk Bayern saniert und zu einfachen Wohnungen umgebaut.
1. Das Dokumentationszentrum
Das Dokumentationszentrum soll über Leben und Wirken von Ludwig Erhard, aber auch über markante historische Sachverhalte informieren.
2. Das Begegnungszentrum
Die dokumentierte Zeit liegt mehr als 50 Jahre zurück, deshalb soll im Begegnungszentrum, das eng mit dem Dokumentationszentrum verbunden ist, der breiten Bevölkerung, insbesondere aber jungen Menschen, Erhards Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft anschaulich, zeit- und problembezogen erläutert werden. Gerade so soll ein Verständnis für verantwortungsvolles wirtschaftliches Handeln vermittelt werden.
3. Das Forschungszentrum
Das Forschungszentrum soll vor allem Zugang zu en Archivalien erleichtern, die für eine pro-funde Erhard – Forschung erforderlich sind. Im Endausbau soll es Wissenschaftler durch alle Stufen der wissenschaftlichen und politischen Aktivitäten von Ludwig Erhard begleiten können.